Es ist Samstag, im Judentum ist es der letzte – der siebte – Tag der Woche. Für Juden es ist die Zeit der Ruhe nach den Arbeitstagen, die man mit Familie und Freunde verbringt. An diesem Tag beschlossen wir das Tempo ein bisschen zu verlangsamen und die letzten Momente in Tel Aviv zu genießen. Wie weit schafften wir das? Lasst euch überraschen!
Heute haben Stephie und Katharina beide Geburtstag. Toll, Geburtstag feiern in Israel! Das ist was Besonderes. Nachdem ein Teil der Gruppe schon am Freitagabend mit Ronny in Katharinas Geburtstag rein gefeiert hat, konnten wir heute etwas länger schlafen und um 8.30h ins volle Programm starten. Ronny hat mal in der NAJU BGS gearbeitet und wohnt zurzeit wieder bei seinen Eltern in Tel Aviv. Er ist 20 Jahre alt.
Trotzdem werden viele von uns schon um 6h wach. Morgens ist es schon früh hell und die Vögel zwitschern wunderbar. Maria und Manuel wissen bestimmt, welche Arten das sind.
Es war ein bewölkter Tag und es kommen immer wieder Regenschauer runter. Gleich nach dem Frühstück, vorbereitet für das „herbstliche“ Wetter und trotz allen Zeichen, die Regen zwangsläufig ankündigten, gingen wir auf eine Radtour. Unser Ziel war Yarkon Park, der sich im nördlichen Teil der Agglomeration befindet und sich an beiden Ufern des Flusses Yarkon erstreckt. Von dort aus geht es für ca. zwei Stunden mit dem Rad in Richtung Hafen von Tel Aviv. Unterwegs muss sich die Gruppe zeitweise unter Brücken vor dem Regen schützen.
Vor Ort warteten auf uns schon unsere Freunde von SPNI – Guy, der ehemalige Leiter der SPNI Niederlassung in Tel Aviv, und Hagar, die seine Funktion vor ein paar Wochen übernahm. Schnell bestiegen wir unsere Drahtesel und sind auf dem Weg. Während der Fahrt durch den Park machten wir eine Reihe von Stationen, damit Guy uns ein bisschen mehr über die Eigenschaften des Parks erzählen konnte. Das wichtigste Element in dem Yarkon Park ist der Fluss mit dem gleichen Namen. Der Fluss verläuft entlang des Parks, bis zu seiner Mündung ins Mittelmeer. Obwohl er immer als eine Quelle des Lebens für die reiche Flora und Fauna Israels diente, war er jahrelang stark verschmutzt von kommunalen und industriellen Abwässern, die zu der dramatischen Verschlechterung führten. Glücklicherweise wurden seit 1988 ständige Arbeiten an der Revitalisierung des Fluss durchgeführt. Mit unseren eigenen Augen sahen wir, welch wichtige Rolle der Yarkon für den örtlichen Fischfang, die Schifffahrt und vor allem die Erholung in der Stadt spielt. Leider wechselten sich die malerischen Blicke auf die Fluss-Kaskaden und fütternden Wasservögel mit dem traurigen Bild auf den im Fluss treibenden Müll ab. Trotz vieler Bemühungen, behandeln einige Leute den Yarkon immer noch wie einen Eimer, in dem sie ihren Müll entsorgen können.
Yarkon Park beinhaltet eine große Wiese, auf der sich die botanischen Gärten und zahlreiche Sportmöglichkeiten befinden. Während unserer regnerischen Fahrt stellte sich wieder die Frage, wie die Natur in der Stadt als „Natur“ bestehen bleiben kann. Fast die meisten im Park wachsenden Bäume und Sträucher wurden von Menschen gepflanzt. Hier dominieren die Eukalyptusbäume, die in der Vergangenheit in Israel für die Trocknung der Feuchtgebiete gepflanzt wurden.
Unsere Fahrt endete an dem alten Seehafen in Tel Aviv, der jetzt ein beliebter Freizeitort mit Promenade und Cafés ist. Mit einer leckeren Tasse Kaffee in der Hand, bewunderten wir den Blick auf die rauen Wellen und die Weite des Mittelmeers.
Gegen 12h sind wir weiter mit dem Bus nach Modi’in gefahren. Dort gab es ein super leckeres Lunch-Picknick im Park. Modi’in ist mit 16 Jahren die jüngste Stadt Israels und liegt zwischen Jerusalem und Tel Aviv. Die Stadt entstand auf freier Fläche zwischen Kakteen, Mandelbäumen und einem Truppenübungsplatz. Vor allem Leute aus den USA und die reicheren Israelis wohnen dort. Das Stadtbild ist geprägt von jungen Familien und vielen Kindern. SPNI war anfangs bei der Stadtgründung nicht involviert. Es ging alles sehr schnell. Jetzt sind sie aber dabei und suchen gemeinsam nach Lösungen und arbeiten zusammen in Schulen und bei der Erziehung. Viele Kinder erfahren nämlich leider eine eher naturferne Erziehung. Das soll sich ändern. Der Wert der Landschaft und die Vielfalt der Tiere und Pflanzen soll den Kinder und jungen Leuten mit den Projekten von SPNI näher gebracht werden.
Nach dem Lunch erkunden wir zusammen mit den Mitarbeiterinnen von SPNI den Berg bei Modi’in. Hier soll die Natur dank SPNI erhalten bleiben. Wir wandern den Berg zwischen Mandel- und Olivenbäumen, Kakteen und viel wildem Fenchel hoch. Die Landschaft ist toll. Wir entdecken unterwegs auch einen riesigen Tausendfüßler. Auf dem Gipfel finden wir noch Reste einer früheren Siedlung. Es ist eine alte Mikwe; ein Tauchbad im Judentum, das der Reinigung von rituellen Unreinheiten dient. Im orthodoxen und konservativen Judentum ist der Besuch der Mikwe vorgeschrieben, wenn eine verheiratete Frau ihre Menstruation oder eine Entbindung hinter sich hat.
Im Anschluss an den Besuch in Modi’in ging es zurück ins Hostel. Dort haben wir dann eine ausführliche Evaluation der Woche mit Gili, Moria und Pazit gemacht. Alle waren sehr begeistert und super zufrieden mit dem Programm. Viele von uns wollen im nächsten Jahr unbedingt wieder kommen. Der krönende Abschluss war dann das gemeinsame Abendessen in Tel Aviv mit Unmengen an leckeren Dingen.
Gut gesättigt und müde sind fast alle der Gruppe dann zurück ins Hostel gefahren und haben ihre Koffer gepackt. Um 2.30h kam das Taxi vorgefahren und es ging zurück zum Flughafen Ben Gurion und weiter nach Berlin.
Eine tolle und ereignisreiche Woche liegt hinter uns.
Gute Nacht und viele Grüße in die Heimat!
(Katharina & Agata)