NAJU Internationales

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4. Tag: die COP wird eröffnet!

Manchmal gibt es diese Tage die so unglaublich voll mit Eindrücken und Erfahrungen sind, dass es unmöglich scheint die enorme Bandbreite an Erlebnissen auf Papier bannen zu können. Heute war so ein Tag. Mal wieder. Eigentlich sind fast alle unsere Tage hier in Indien solche einmaligen Tage, die sich in ihrer Vielfältigkeit scheinbar einer nach dem anderen zu überbieten versuchen.

Aber beginnen wir mal am Anfang. Schon morgens beim Frühstück im Hotel durften wir auf überraschende Weise feststellen, dass unsere Aktivitäten als Jugenddelegation doch nicht ganz spurlos an den Menschen in Hyderabad vorbeigehen. So wurde Julia plötzlich von einem Herrn angesprochen, der ihr sagte, dass er uns wiedererkannt hätte. Wir seien doch die aus der Zeitung. Er erzählte, dass eine Tageszeitung in Hyderabad am Samstag über uns einen Artikel gebracht hätte.

Motiviert durch diese tollen Neuigkeiten machten wir uns kurz darauf zum Konferenzzentrum auf. Am heutigen Montag sollte die COP11 feierlich eröffnet werden und die Verhandlungen endlich offiziell losgehen. Doch vorher hatte die CBD-Alliance, das Netzwerk der Nichtregierungsorganisationen im CBD-Prozess, dazu eingeladen an einer Pressekonferenz teilzunehmen. Dort wollte die CBD-Alliance nicht nur ihre Erwartungen an die COP11 den Medienvertretern vorstellen, sondern hatte noch einen „Mystery-Guest“ angekündigt. Gemeint war damit niemand geringes als unsere Svana, die als Dodo verkleidet der Öffentlichkeit präsentiert werden sollte. Der Dodo steht symbolisch für das Artensterben auf unseren Planeten und wird von der CBD-Alliance als Negativpreis an das Land bzw. die Verhandlungsgruppe vergeben welches sich während der zweiwöchigen Verhandlungen am wenigstens konstruktiv in den Prozess eingebracht hat. Die Resonanz war hervorragend und Svana wurde zugleich von zahlreichen Presseleuten belagert und musste eine ganze Reihe von Interviews geben.

Und wir freuen uns riesig, dass der Newsletter der CBDalliance unseren Artikel über GYBN abgedruckt hat und an alle Delegierten verteilt 🙂

Nur wenige Minuten später ging es auch schon zum nächsten Highlight des Tages. Um 10 Uhr stand die Eröffnungszeremonie auf dem Programm. Als erster Redner wandte sich ein Vertreter der japanischen COP-Präsidentschaft an die Delegierten. Japan, welches Gastland des letzten UN-Biodiversitätsgipfel im Oktober 2010 in Nagoya war, hatte in den vergangenen zwei Jahren den Vorsitz im CBD-Prozess und alle Vorverhandlungsrunden offiziell geleitet. Japan folgte in dieser Funktion auf Deutschland, welches von Mai 2008 bis Oktober 2010 die CBD-Präsidentschaft inne hatte. Nun soll der Staffelstab also an Indien übergeben werden, wodurch die Regierung des Subkontinents bis Ende 2014 einen wesentlichen Einfluss auf den Verlauf und Erfolg der Biodiversitätsverhandlungen unter der CBD haben wird. Ob dieser Einfluss indes eher gut oder schlecht für den Schutz der biologischen Vielfalt sein wird, darüber vermag sich noch keiner so richtig ein Urteil erlauben. Viele NGO-Vertreter sind skeptisch und betrachten die indische COP-Präsidentschaft wie eine verschlossene Box deren Inhalt keiner einzuschätzen vermag. Um Punkt 10:30 ist es dann so weit und die indische Umweltministerin Jayanthi Natarajan nimmt den hölzernen Hammer des COP-Präsidenten entgegen. In ihrer Rede begrüßt die Ministerin noch mal offiziell alle Delegierten und unterstreicht die Bereitschaft ihres Landes einen Beitrag dazu zu leisten den globalen Biodiversitätsschutz in der UN-Dekade für biologische Vielfalt 2011 – 2020 weiter voranzubringen. Sie verweist dabei auf den reichen Erfahrungsschatz den Indien im Bereich Naturschutz auf der nationalen Ebene schon sammeln konnte und betont, wie wichtig Indien hierbei immer die Beteiligung der lokalen und indigenen Bevölkerung war. Sie macht aber auch deutlich, dass aus ihrer Sicht eine zukunftsfähige Politik nur dann funktioniert wenn „die richtige Balance zwischen dem Schutz der Umwelt und der Armutsbekämpfung gefunden wird. Nur wenn wir zusammen arbeiten können wir diese Ziele verwirklichen.“ Am Ende ihrer Rede drückt sie die Hoffnung aus, dass die COP11 eine „Hyderabad-Roadmap“ beschließen könnte, also ein Entscheidungspaket welches die Umsetzung des sog. „Nagoya-Packages“ (Strategischer Plan, Nagoya-Protokoll zu ABS, Strategie zur Resourcenmobilisieriung) klar regelt.

Ob diese Hoffnung Realität wird werden die nächsten beiden Verhandlungswochen zeigen. Doch eines ist klar: Noch liegt verdammt viel Arbeit vor den Delegierten.

Nach dem Ende des offiziellen Teils der Eröffnungszeremonie lässt der Chair noch einige Vertreter von NGOs zu Wort kommen und eigentlich wollten auch wir als GYBN unser Statement den Delegierten präsentierten. Leider überziehen aber alle anderen NGOs deutlich und es sieht tatsächlich so aus als wären wir die einzigen gewesen, die dass 3-Minuten Limit wirklich ernst genommen haben. Zu unserem großen Ärger bricht der Chair wenige Minuten später die Session ab und wir kommen gar nicht mehr zu Wort. Wann wir unser Youth Statement endlich verlesen dürfen bleibt unklar, möglicherweise erst am Freitag.

Trotzdem haben wir es uns nicht nehmen lassen unsere Rede zu halten und per YOUTUBE der Welt zu zeigen.

Während der Mittagspause besuchen die Delegationsmitglieder verschiedene Side Events zu ganz unterschiedlichen Themen. Ich selbst setzte mich in eine Veranstaltung mit dem vielversprechenden Titel „The Peoples Convention: A Panel Discussion on the Legal Status and State of Implementation of the CBD from 1992-2020“ Es geht um die Umsetzung der CBD auf der nationalen und internationalen Ebene und dem juristischen Stellenwert von Umweltabkommen. CBD-Experten, Regierungsvertreter und Juristen diskutieren über den völkerrechtlichen Stellenwert von COP-Entscheidungen und mit welcher Verbindlichkeit Abkommen wie die CBD auf der nationalen Ebene umgesetzt werden.

Am Nachmittag treffen sich dann noch mal einige Jugenddelegierte zu einem kurzen Treffen im NGO-Raum. Fast zwanzig junge Menschen aus acht verschiedenen Ländern sind gekommen. Gemeinsam planen wir unsere Aktivitäten für die nächsten Tage und teilen uns in Arbeitsgruppen zu den einzelnen Verhandlungsthemen auf.

Unmittelbar im Anschluss an dieses Treffen machen wir uns auf dem Weg zum Empfang der indischen Regierung. Mit Bussen werden wir zum Stadion von Hyderabad gebracht, wo man ein gigantisches Buffet und eine riesige Bühne für die Delegierten aufgebaut hat. Auf der Bühne präsentieren verschiedene Gruppe Tanzvorführungen. Eine wortgewandte Moderatorin, begleitet von einer perfekt durchchoreographierten Lightshow, führt durchs Programm. Bei Bollywoodklängen werden die Delegierten zum Mitmachen animiert und am Ende gibt es kaum noch Delegierte die nicht auf der Bühne das Tanzbein geschwungen haben.

Gut genährt, ziemlich müde aber auch irgendwie mit einem guten Gefühl im Bauch geht dann auch dieser Tag zu Ende und wir machen uns auf den Weg zurück zum Hotel.

Christian Schwarzer

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